Im Interview gibt Expertin Henrike Freitag wichtige Hygienehinweise und Tipps aus ihrer Arbeit im Stall.
Seit Jahresbeginn steht Henrike Freitag an der Spitze des Betriebshilfsdienstes (BHD/MR) Gütersloh. Die studierte Agraringenieurin ist eine Expertin in der Tierhaltung – insbesondere in der Schweinehaltung – und hat sich in ihrer beruflichen Laufbahn intensiv mit Hygiene- und Gesundheitsmanagement im Stall beschäftigt. Von der produktionstechnischen Beratung bis hin zur gezielten Seuchenprävention zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch ihre Karriere. Neben ihrer Tätigkeit beim BHD bleibt Freitag dem Thema Hygiene treu: Sie wird zukünftig selbstständig in der Beratung tätig bleiben.
Henrike, was rätst du Landwirten angesichts der Gefahr der Maul- und Klauenseuche?
Henrike Freitag: Nicht nur zum Schutz vor der Maul- und Klauenseuche, sondern auch gegen Schweinepest und andere unkontrolliert eingeschleppte Viren sollten Landwirte ihren Betrieb auf mögliche Eintragsquellen überprüfen (lassen). Wie gut ist der Hof vor äußeren Einflüssen geschützt? Können Tiere ungehindert an das Futter- oder Fahrsilo gelangen?
Bewegen sich Personen mit Stallschuhen auch außerhalb der Stallungen – selbst auf kurzen Wegen zwischen zwei Ställen?
Auch der Transportverkehr spielt eine entscheidende Rolle: Besonders bei der Kadaverabholung empfiehlt es sich, diese möglichst außerhalb des Betriebsgeländes zu organisieren, um das Risiko einer Einschleppung von Krankheitserregern zu minimieren.
Was beobachtest du derzeit in der Praxis?
Henrike Freitag: Viele Landwirte haben erkannt, welches Leistungspotenzial in gesunden Tieren steckt. Daher beschäftigen sich Beratungsgespräche aktuell vor allem mit der Hygiene von Wasserleitungen und Flüssigfuttersystemen, sowie mit Reinigung und Desinfektion. Dabei ist die Wahl eines geeigneten Desinfektionsmittels genauso entscheidend wie die richtige Anwendung. Denn sowohl eine zu hohe als auch eine zu geringe Dosierung können schaden: Zu viel belastet den Geldbeutel, zu wenig gefährdet die Tiergesundheit, da Desinfektionsmittel in zu niedriger Konzentration wirkungslos bleiben.
Welche praktischen Tipps hast du für uns?
Henrike Freitag: Neben den grundlegenden Maßnahmen der Stallhygiene sollte auch der Faktor Mensch nicht unterschätzt werden. Überprüfen Sie, wo im Betriebsalltag mögliche Übertragungswege bestehen:
- Werden kranke Tiere isoliert versorgt?
- Tragen Sie und Ihre Mitarbeitenden Handschuhe bei der Behandlung erkrankter Schweine – besonders bei der Kadaververbringung?
- Werden Materialien, die mit Tieren in Kontakt kamen, konsequent gereinigt und bei Bedarf desinfiziert?
- Gibt es für jeden Stallbereich eigenes Schuhwerk? Werden Overalls regelmäßig gewechselt und gewaschen?
Eine sorgfältige Umsetzung dieser Maßnahmen trägt entscheidend zur Seuchenprävention bei und schützt sowohl Ihre Tiere als auch den gesamten Betrieb.
Quelle Text: MR Deutschland